Das Takhi

Steckbrief des Takhi (Equus ferus ssp. Przewalskii / Przewalskipferd)

DAS TAKHI

Die Statur des Takhi ist gedrungen mit einem kurzen Hals und einem verhältnismässig grossen Kopf (Schulterhöhe: 125-147 cm, Gewicht: 240-300 kg). Die Fellfarbe reicht von fahlgelb bis rötlich-braun, im Bereich der Nüstern ist die Färbung weiss: die sogenannte Mehlnase. Gelegentlich weisen Przewalskipferde quer verlaufende schwarz-weisse Beinstreifen auf.

Auffallend sind die Stehmähne und der dunkle Aalstrich, der auf dem Rücken bis zum Schwanz verläuft. Die langen, schwarzen Schweifhaare beginnen durch den verlängerten Schwanzansatz erst an der unteren Schwanzrübenhälfte und nicht bereits an der Schwanzwurzel, wie bei den Hauspferden.

Im Gegensatz zu den Hauspferden (64 Chromosomen) besitzt das Takhi 66 Chromosomen.

SOZIALSTRUKTUR UND HABITAT

Das Przewalskipferd lebt in den kargen Steppen und Hochebenen Asiens, meist auf einer Höhe von über 1’000 Metern über Meer. Die Streifzüge richten sich saisonal vor allem auf die Futter- und Wasserstellen aus. Während die Takhi im Winter ihren Wasserbedarf auch mal mit Schnee decken können, halten sie sich im Sommer in der Nähe von Wasserstellen auf.

Die Przewalskipferde sind in Harems- und Junggesellengruppen organisiert. Eine Haremsgruppe besteht aus einem adulten Hengst und einigen adulten Weibchen, sowie deren Nachkommen. Nach zwei Jahren werden die Hengste aus der Haremsgruppe verjagt und schliessen sich meist einer Junggesellengruppe an, bis sie selber ein Harem gründen oder es einem Konkurrenten abjagen können. Auch die jungen Stuten verlassen ihre Muttergruppe und schliessen sich anderen Gruppen an.

Die jeweiligen Streifgebiete überlappen sich und im Herbst kann man sogar beobachten, dass sich 2-4 Haremsgruppen zu temporären Grossverbänden zusammenschliessen und sich danach wieder trennen.

Schirmart Takhi

Von der engen Beziehung der Mongolen zu ihren Pferden profitiert auch das Takhi. Als in den 1990er Jahren die ersten Takhi-Transporte die Gobi B erreichten, nahmen viele lokalen Nomaden mehrere Tagesreisen auf sich, um die Tiere in ihrer alten und neuen Heimat willkommen zu heissen.

Diese Popularität hilft der Parkadministration der Gobi B, ihre Schutzanliegen durchzusetzen, wobei nicht nur die Przewalskipferde profitieren. Unter der Schirmart «Takhi» können so Anstrengungen und Massnahmen des Parkes und der ITG gebündelt, Gelder gezielt eingesetzt und wichtige Naturschutz-Partner integriert werden. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung ist die Vergrösserung des Schutzgebietes, die 2019 vom mongolischen Staat beschlossen wurde.

GREAT GOBI 6 INITIATIVE

Im September 2016 wurde in Takhin tal die «Great Gobi 6 Initiative» gegründet. Seither treffen sich in der Region der Biosphäre Great Gobi regelmässig Behörden, Naturschutzorganisation, Vertreter der Wissenschaft und interessierte Privatpersonen, um Massnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Gobi-Ökosystems zu diskutieren und deren Umsetzung zu verfolgen.

Die «Great Gobi 6» umfassen das Baktrische Wildkamel, den Gobi Bär, das Takhi, den Khulan, die Saiga-Antilope und die Kropfgazelle. Damit hat das Takhi als Schirmart nun erfreulicherweise Gesellschaft bekommen. Durch die breitere Abstützung können weitere Partner gewonnen und Aktivitäten gebündelt werden.

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Wiederansiedlung

Das Przewalskipferd gehörte einst zur Fauna der mongolischen Steppe. Durch eine Kombination von klimatischen Veränderungen, Weidekonkurrenz und Bejagung wurden die Bestände aber im letzten Jahrhundert drastisch reduziert. 1968 wurde das letzte freilebende Przewalskipferd der Mongolei in der Great Gobi SPA (Specially Protected Area) gesichtet. Danach galt es in freier Wildbahn als ausgestorben.

Nach diversen Fangaktionen um die Jahrhundertwende des 19./20. Jh. hielten einige europäische Zoos Przewalskipferde. Anfang der 1940er-Jahre gab es jedoch weltweit nur noch 13 fortpflanzungsfähige Tiere. Darauf wurde ein Zuchtbuch gestartet und gezielte Austauschaktionen zwischen den Zoos, Tierparks und Privatzuchten ermöglichten einerseits das Überleben der Art und anderseits eine grösstmögliche genetische Variabilität.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Przewalskipferde stützt sich bei der Auswahl der Przewalskipferde, die zwischen den Zoos ausgetauscht oder in die Mongolei transportiert werden auch heute noch auf das Zuchtbuch. Insgesamt gibt es heute weltweit ca. 2’500 Przewalskipferde.

Mitte der 1980er-Jahre startete die Wiederansiedlung des Takhi in seinem angestammten Lebensraum. Seit dem ersten Transport 1992 läuft in der Great Gobi B SPA ein erfolgreiches Wiederansiedlungsprojekt der International Takhi Group (ITG): Verfolgen Sie hier die Meilensteine der Wiederansiedlung in einem PDF und einem Video.

BESTANDESENTWICKLUNG IN DER GREAT GOBI B

Trotz anfänglicher Rückschläge durch Krankheiten (Piroplasmose, Druse), aber vor allem durch das Klimaphänomen Dzud mit seinen trockenen Sommern und harten Wintern mit kompakten Schneehöhen von bis zu einem Meter (2000/01 und 2009/10) entwickelt sich der Takhi-Bestand in der Great Gobi B nun positiv – das Takhi ist auf dem Weg, wieder heimisch zu werden.

Die IUCN stuft seit 2011 die Gefährdung des Przewalskipferdes als «gefährdet» ein, nachdem es zuvor als «in freier Wildbahn ausgestorben» und später als «kritisch gefährdet» bezeichnet wurde. Damit die Takhi-Population in der Gobi B jedoch längerfristig überleben kann, sollte sie gemäss den Richtlinien der IUCN mindestens 1’000 Takhi im fortpflanzungsfähigen Alter umfassen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Monitoring und die wissenschaftliche Begleitung unerlässlich.

Der Bestand ist derzeit v.a. durch klimatische Ereignisse, Überweidung und Einflüsse durch Haustiere gefährdet. Die wichtigste Herausforderung für das Überleben und die Weiterentwicklung der Takhi-Population ist der integrale Schutz des gesamten Biosphärenreservats der Gobi sowie dessen angrenzenden Gebiete in China und Kasachstan.

Der bisherige Höchstwert des Bestands vor dem Dzud 2022/2023 betrug ca. 400 Individuen. Im letzten Extremwinter starben ca. 180 Tiere. Die orange Kurve zeigt nicht die effektive Schwankung des Gesamtbestands, sondern die nur die Anzahl Takhi jeweils per 30.4. und damit die Überlebenden des Winters.